Walldürn. Ein Feierstunde zum Gelöbnis von 44 am Bundeswehrstandort Nibelungenkaserne Walldürn stationierten Rekruten des Logistikbataillons 461 fand am Mittwochnachmittag im
Pfarrsaal des Gemeindehauses der Katholischen Pfarrgemeinde St. Georg Walldürn statt. Musikalisch umrahmt wurde dieses feierliche Gelöbnis, in dessen Mittelpunkt die Ansprachen des Führers Team
Heimat des Logistikbataillons 461 Walldürn, Oberstleutnant Gert Neubert, des Ersten Landesbeamten des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Björn-Christian Kleih, des Bürgermeisters der Stadt Walldürn,
Markus Günther, sowie des Rekruten Kevin Hoimann, und in ganz besonderem Maße natürlich vor allem die Ablegung des Feierlichen Gelöbnisses standen, von einem Blechbläsersextett des
Heeresmusikkorps 12 aus Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptfeldwebel Matthias Müller.
Oberstleutnant Gert Neubert, als Führer des Teams Heimat des Logistikbataillons 461, hieß zu Beginn der Feierstunde neben den sehr zahlreich erschienenen Gästen und auswärtigen Besuchern sowie
Familienangehörigen der Rekruten als besondere Ehrengäste dieses Feierlichen Gelöbnisses insbesondere den Ersten Landesbeamten des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Björn-Christian Kleih,
Bürgermeister Markus Günther, den Ortsvorsteher der Patengemeinde der 4.Kompanie /Log.Btl. 461, H. Fischer, alle anwesenden Kreisräte, Stadträte und Ortsvorsteher, die Leiterin des
Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Veitshöchheim, Frau Günther, den stellvertretenden Leiter des Polizeireviers Buchen, PHK Rolf Günther, den Spiegelkommandeur des Logistik-Bataillons 461,
Oberstleutnant d.R. Dr. Schmucker, den Stellvertretenden Kreisvorsitzenden der Reservisten Kreisgruppe Rhein-Neckar-Odenwald, Oberstleutnant d.R. Gerd Teßmer, eine Abordnung der
Reservisten-Kameradschaft Walldürn, Stadtpfarrer P. Josef Bregula OFM Conv., Pfarrer Karl Kreß sowie die beiden Militärpfarrer Schneider und Aupperle auf das herzlichste willkommen.
Dem vom Blechbläsersextett des Heeresmusikkorps 12 dargebotenen Musikstück „Procession of the Nobles“ folgten sodann die Grußworte der Gäste.
Erster Landesbeamter Dr. Björn-Christian, als offizieller Vertreter des Landratsamtes Neckar-Odenwald-Kreis, beglückwünschte als erster Grußredner - auch im Namen von Landrat Dr. Achim Brötel -
zu Beginn seiner Ansprache die 44 Rekruten des Logistikbataillons zu deren Entscheidung, sich mit diesem Schritt des feierlichen Gelöbnisses dazu zu verpflichten, der Bundesrepublik Deutschland
treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. „Recht und Freiheit“ - klinge gut, doch enthalte das Recht eigentlich schon die Freiheit. „Jeder habe das
Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“, so laute der erste Halbsatz der allgemeinen Handlungsfreiheit im Grundgesetz. Freiheit zu etwas und Freiheit von staatlichem Zwang - das
Recht gewähre beides.
Die Freiheit des deutschen Volkes verteidige die Bundeswehr einerseits nach ihrer äußeren Seite hin, indem sie das Staatsgebiet schütze und außenpolitische Handlungsfreiheit herzustellen und zu
bewahren helfe. Die Freiheit des deutschen Volkes müsse aber auch nach der inneren Seite hin verteidigt werden. Denn gerade auf die innere Seite der westlichen Demokratien, die
Staatswillensbildung, würden die Gegner unserer Freiheit zielen.
Dass Soldatinnen und Soldaten nicht bloße Befehlsempfänger seien, sondern Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Uniform, sei gerade in der heutigen Zeit so wichtig wie selten zuvor. Und ein
Aspekt sei dabei besonders wichtig: Im Informationszeitalter müsse der uniformierte Staatsbürger notwendigerweise ein informierter Staatsbürger sein - einer, der sich über gesellschaftliche und
politische Vorgänge auf dem Laufenden halte, sowie einer, der das, was er sehe - im Zivilleben wie in der Bundeswehr - kritisch hinterfrage und am Maßstab unserer Rechts- und Werteordnung messe,
und der deshalb zwischen Information und Desinformation unterscheiden könne. Nur wenn man dieser Anforderung dauerhaft gerecht werde, werde die Bundeswehr dem Leitbild gerecht werden können,
diesem Land, unserer Rechtsordnung und unserer Freiheit zu dienen. in der Möglichkeit zur demokratischen Diskussion, zum Hinterfragen zu Kritik und - wo nötig - zur Korrektur liege die Stärke
unserer Gesellschaftsornung. Nur wenn wir diese Möglichkeit nutzen würden - in der Bundeswehr wie im Rest der Gesellschaft - würden wir unsere freiheitliche Grund- und Werteordnung
behaupten.
Bürgermeister Markus Günther übermittelte zu Beginn seiner Ansprache allen Anwesenden und hierbei insbesondere den zum feierlichen Gelöbnis angetretenen 44 Rekrutinnen und Rekruten zu Beginn
seiner Ansprache die Grüße der Wallfahrts- und Garnisonsstadt Walldürn, des Gemeinderates und der gesamten Bürgerschaft dieser Stadt.
Wie Bürgermeister Markus Günther erfreut feststellen konnte, hätten alle 44 an diesem Tage zum Feierlichen Gelöbnis angetretenen Rekruten und Rekrutinnen aus Ihrer eigenen Entscheidung heraus den
Weg zur Bundeswehr gesucht und dadurch nicht zuletzt auch die Verbundenheit zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zur Bundesrepublik Deutschland dokumentiert.
Als Bürgermeister der Stadt Walldürn sei es ihm ein Bedürfnis, den versammelten Rekrutinnen und Rekruten seinen Respekt zu bekunden und ihnen für die weitere Dienstzeit die besten Wünsche zu
übermitteln.
Die 44 Rekrutinnen und Rekruten hätten zwischenzeitlich ihren Dienst in der Bundeswehr begonnen und die ersten Erfahrungen gemacht, und er wünsche allen, dass dies Erfahrungen seien, die für das
weiteres Leben wichtig seien. Es wäre gut, sich intensiv mit dem auseinanderzusetzen, was ihre Aufgabe als Soldat der Bundeswehr sei.
Mit diesem Tag und diesem Feierlichen Gelöbnis würden 44 Rekrutinnen und Rekruten nunmehr offiziell in die soldatische Gemeinschaft ihrer Einheit aufgenommen, und mit dem Sprechen der
Gelöbnisformel würden sie künftig für die Verteidigung jener Werte eintreten, die im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert seien.
Aus diesem Anlass sollte man sich vor Augen halten, was das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland mit den Grundwerten Recht und Freiheit für jeden Einzelnen bedeute: Das Prinzip der
Rechtsstaatlichkeit, das jedem von Unrecht Bedrängten zur Seite stehe und das staatliche Willkür ausschließe. Ferner die persönlichen Grund- und Freiheitsrechte, die das Recht auf freie
Meinungsäußerung, die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Freiheit des Glaubens und des Gewissens, die Versammlungsfreiheit, die Koalitionsfreiheit, die Berufsfreiheit gewährleisten
würden.
Diese Freiheit sei kein Geschenk, das man einmal erhalte und um das man sich danach nicht mehr kümmern müsse. Diese Freiheit sei etwas, das man wie einen Schatz hüten und pflegen müsse. Etwas,
für das man notfalls auch kämpfen müsse, um es behalten zu können.
Weiter versuchte Bürgermeister Günther im Verlauf dieser Gelöbnisrede sodann noch aufzuzeigen und deutlich zu machen, dass die Bundeswehr den Frieden sichere und deshalb eine existenzielle
Grundlage für das Leben in Freiheit und für die Sicherung unseres freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaates sei. Sie sei der Garant dafür, dass ein jeder in der Bundesrepublik
Deutschland nach seinen jeweiligen Werten und Vorstellungen leben könne.
Das „Recht des deutschen Volkes“ umfasse allerdings auch das geltende Völkerrecht sowie die völkerrechtlichen Verträge, die die Bundesrepublik Deutschland z. B. im Rahmen kollektiver
Sicherheitsmaßnahmen eingegangen sei.
Das zurückliegende 20. Jahrhundert habe fast allen Völkern der Erde unsäglich viel Leid gebracht. Und auch die Zukunft werde auf der Welt nicht konfliktfrei ablaufen – weder in diesem Teil, noch
in anderen Teilen der Welt. Wenn wir aus dem vergangenen 20. Jahrhundert eines gelernt hätten, dann dies: Diktaturen und einer unmenschlichen Politik dürfe man keinen Raum geben. Jede Gewalt nach
Innen könne nämlich irgendwann auch zur Bedrohung nach Außen werden.
Die Bundesrepublik Deutschland habe sich im Rahmen ihrer internationalen Verpflichtungen engagiert. Derzeit würden sich Soldaten des Standortes Walldürn in Mali, Afghanistan, im Kosovo und im
Irak befinden, unbd wir alle seien in Gedanken bei ihnen und würden sich freuen, wenn sie im Sommer wieder wohlbehalten nach Walldürn zurückkehren würden.
Konfliktherde würden räumlich immer näher rücken. Nach jahrzehntelangen Friedenszeiten in Mitteleuropa zeige sich: Nur eine wehrhafte Demokratie könne diesen Frieden aufrecht erhalten.
Die an diesem Donnerstagnachmittag im Katholischen Pfarrheim in Walldürn zu diesem Feierlichen Gelöbnis angetretenen jungen Soldatinnen und Soldaten würden sich zu ihrem Staat bekennen und zum
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und zu den in ihm verankerten Werten stehen. Sie seien ein Garant für den Frieden von uns allen, den Bürgern der Bundesrepublik Deutschland. Sie würden
mit ihrem Einsatz eine vorbildliche, verantwortungsvolle, staatsbürgerliche Haltung beweisen.
Allen Rekrutinnen und Rekruten wünsche er, den künftigen Wehrdienst als sinnvolle Zeit und als wichtigen und wertvollen Dienst für die freiheitliche Demokratie zu erleben.
Die Soldaten und ihre Familien seien wesentlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens. Sie seien seit über 50 Jahren ein Teil von uns!
Bürgermeister Günther beendete seine Ansprache schließlich mit den Wünschen an die Zukunft des deutschen Volkes und Vaterlandes, wie sie beim Staatsakt am „Tag der Deutschen Einheit“ vor mehreren
Jahren von damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ausgesprochen worden waren: „Wir wollen ein solidarisches Deutschland, ein europäisches Deutschland, ein partnerschaftliches
Deutschland mit Weitblick und Verantwortung in der Welt. Wir wollen in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt dienen. Dienen wir alle, jeder an seinem Platz, jeder nach seinen Fähigkeiten,
jeder einem gleichen Ziel. Dienen wir gemeinsam!“
Dem nach diesen Grußansprachen vom Blechbläserquintett des Heeresmusikkorps 12 dargebotenen Musikstück „Amazing Grace“ folgte sodann die Ansprache des Rekruten Kevin Hoimann, der in einem kurzen
Rückblick noch einmal die Wochen der Grundausbildung in der 5. Kompanie des Logistikbataillons 461 in Walldürn, in deren Verlauf das Kasernenleben, der 1. Geländetag, das 1. Biwak, der praktische
Ausbildungsteil, die Schießausbildung, das Gefechtsbiwak, die Wachausbildung sowie die Abschlussübung im besonderen Mittelpunkt standen, Revue passieren ließ, diesen Tag des feierlichen
Gelöbnisses als ein ganz besonderes Ereignis für alle Rekruten ansah, und der der Restzeit der Allgemeinen Grundausbildung bis Ende dieses Monats einen weiterhin guten Verlauf, ein Höchstmaß an
erfüllten Ausbildungszielen und allzeit eine vollzählig angetretene Grundausbildung wünschte.
Das vom Bläserquintett des Heeresmusikkorps 12 im Anschluss an diese Rede des Rekruten SG Kevin Hoimann dargebotene Musikstück „One Moment in Time“ leitete dann über zur Gelöbnisansprache des
Führers des Team Heimat des Logistikbataillons 461, Oberstleutnant Gert Neubert, der eingangs aufzeigte, dass von den 44 Rekruten an diesem Tag 13 ihre Wurzeln im Ausland hätten, so wie viele
weitere Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr auch. Sie alle würden unterschiedlichen Kulturkreisen und Konfessionen entstammen, und dennoch gemeinsam der Bundeswehr anschließen. Gemeinsam
würden sie Deutschland und damit gemeinsam einer Werteordnung dienen, die aus ihrer Sicht schützenswert sei. So gesehen würden ganz offensichtlich die Ziele der Bundeswehr, für Frieden und
Freiheit einzustehen, über Kulturen hinweg durchaus attraktiv scheinen. Das Band der Kameradschaft eine über Grenzen hinweg die Soldatinnen und Soldaten in diesem gemeinsamen Ziel.
Die Bundeswehr besitze aus seiner Sicht ein sehr hohes Integrationsvermögen. Derzeit habe die Arbeitgeberkampagne der Bundeswehr jedoch noch einen nicht weniger wichtigen Schwerpunkt - sie stehe
unter dem Slogan „Mach, was wirklich zählt!“
Von Seiten der Bataillonsführung sei man der festen Überzeugung, dass momentane Rekruten des Logistikbataillons 461 etwas tun würden, was wirklich zähle, und das nicht abstrakt, sondern ganz
konkret. Sei es im Inland - egal ob während der Ausbildung, in Übungen, oder bei der Nothilfe im Fall von Katastrophen -, oder sei es im Ausland, bei den Einsätzen der Bundeswehr in Mali,
Afghanistan, im Kosovo und im Irak. Die Einsätze seien für die Bundeswehr ganz selbstverständlich geworden, für die Rekruten jedoch seien sie neu. Während sich die Rekruten noch in der
Grundausbildung befinden würden, würde sich das Logistikbataillon bereits seit Ende Januar 2017 im Einsatz ode3r gerade im Abschluss der Verlegephase. Abwechselnd mit den 5 Schwester-Bataillonen
sei man für die logistische Versorgung aller Einsatzgebiete der Bundeswehr verantwortlich und ab diesem Samstag würden dann aktuell 180 Kameraden/Innen im Einsatz sein. Die große Masse sei
bereits im Kosovo, weniger in Mali und im Nordirak, und das andere größere Kontingent werde Ende dieser Woche in Afghanistan komplett sein.
Das zeige, dass die an diesem Donnerstagnachmittag zur Vereidigung anstehenden 44 Rekrutinnen und Rekruten im Dienst für unsere Grundwerte einstehen würden und einen Beruf ergriffen hätten, der
anders sei all andere Berufe: Einen Beruf, der dem Soldaten bzw. der Soldatin im Extremfall alles abverlange - bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens. Die Rekrutinnen. und Rekruten würden im
Dienst für die Grundwerte einstehen. Dass dies ein wichtiger Dienst sei, auf den Deutschland sich verlassen können müsse, zeige auch die Verpflichtung, diesen Dienst mit einem Eid zu besiegeln,
und zwar dem Eid: „Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.“ Diese Formel stehe im Mittelpunkt dieser
Feierstunde, sie sei Teil der Tradition der Bundeswehr, und die feierliche Abnahme dieses Treuebekenntnisses betone die Bedeutung der zuvor schon eingegangenen Verpflichtung. Die Gelöbnisformel
knüpfe ein Band zwischen den Soldatinnen und Soldaten einerseits und dem Staat und seinen Organen, die über den Einsatz der Bundeswehr entscheiden würden, andererseits.
Das Gelöbnis, das die 44 Rekruten gleich nach dieser seiner Gelöbnisansprache ablegen würden, binde diese an die Bundesrepublik Deutschland, an Recht und Gerechtigkeit. Es nehme aber auch den
Staat selbst in die Pflicht und jeden seiner Vertreter, sich die politische Verantwortung bewusst zu machen und für Entscheidungen gegenüber den Mitbürgerinnen und Mitbürgern und auch gegenüber
den Soldatinnen und Soldaten einzustehen.
Nach dieser Gelöbnisrede von Oberstleutnant Gert Neubert und nach dem vom Bläsersextett des Heeresmusikkorps 12 gespielten Gelöbnischoral „Altniederländisches Dankgebet“ erfolgte sodann das
eigentliche „Feierliche Gelöbnis“, bei dem die 44 angetretenen Rekrutinnen und Rekruten lautstark gelobten: „Ich schwöre bzw. gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht
und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. So wahr mit Gott helfe!“
Diese Gelöbnisworte wurden nach dem Abspielen und Singen der 3. Strophe der deutschen Nationalhymne von den 44 Rekrutinnen und Rekruten mittels abgenommenem Handschlag durch den 1. Landesbeamten
des Neckar-Odenwald-Kreises, Dr. Björn-Christian Kleih, Bürgermeister Markus Günther und Oberstleutnant Gert Neubert besiegelt.
Mit dem vom Bläsersextett des Heeresmusikkorps 12 aus Veitshöchheim gespielten Musikstück „Childhood“ klang der offizielle Teil des Feierlichen Gelöbnisses dann schließlich aus, dem sich danach
dann noch ein kleiner Stehempfang anschloss.
Text: Bernd Stieglmeier