Walldürn. Es ist schon Tradition, dass die Reservistenkameradschaft Walldürn mit ihrer Fahnenabordnung und vielen Besuchern an der Gedenkstunde auf dem Walldürner Friedhof teilnimmt. Als zusätzliche Aufgabe hat die Kameradschaft die Aufgaben von Kränzträgern übernommen, mit der sie das in Walldürn stationierte Logistikbataillon 461 unterstützt. Nach dem feierlichen Einzug der Vereine zum Kriegerdenkmal, das von einer Ehrenwache der Bundeswehr eskortiert wurde, trug Stabsunteroffizier Nico Hördt das Gedicht „Überfahrt" von Mascha Kaléko mit einigen nachdenklich stimmenden Gedanken zum Volkstrauertag vor.
Der Kommandeur des Logistikbataillons 461, Oberstleutnant Marko Dietzmann, gedachte in seiner Rede all derer, die in den beiden zurückliegenden Weltkriegen ihr Leben lassen mussten. Besonders hob
er dabei die Opfer der Gewalt und des Terrorismus hervor. An diesem Tag wird an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker gedacht. Wir traueren mit allen, die Leid
tragen um die Toten und teile Ihren Schmerz. Das ist auch der Grund, warum man am Volkstrauertag den Friedhof besucht. Mit diesem Besuch bewahren wir das Andenken der Opfer von Krieg und Gewalt,
damit Ihr Leid nicht vergessen wird. Es soll uns stets eine Mahnung bleiben, den Frieden zu wahren und allem entgegenzutreten, was diesen Frieden bedroht und neue Opfer fordert.
Auch über 70 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und fast 100 jahre nach dem ersten Weltkrieg ist dieses Gedenken immer noch wichtig. Vor allem heute wo Krieg und Gewalt immer näher und
präsenter denn je scheinen. Mehr Konflikte auf der Weil gehen wieder mit Gewalt einher und immer weniger scheine die Mahnung der Toten der Vergangenheit zu wirken.
Nach der von Pfarrer Karl Kreß vorgetragenen Lesung aus dem 2. Brief des Apostel Paulus an die Korinther folgte die Gedenkansprache von Stadtpfarrer P. Josef Bregula OFM Conv. Er beklagte, dass
immer mehr die Zahl der zivilen Opfer ansteigen würde; vor allem der Frauen und Kinder. Er stellte auch die Frage, ob unser Volk überhaupt nocht traure. Er erinnerte an die Toten des zweiten
Weltkrieges, an die Toten von Auschwitz, an die Toten der Vielen Kriege in der Welt. Er persönlich habe den Eindruck, dass vieles verdrängt werde. Man wolle in der Spaß- und Erlebnisgesellschaft
nicht gestört werden. Er mahnte, dass es immer um Menschen wie du und ich gehe! Wir dürfen vor ihrem Leid nicht die Augen verschließen. Es ist falsch, wenn nur der blanke Egoismus zurückbleibt.
Die Mentalität der Sieger, die sich um die Opfer nicht kümmern würden, darf nicht gewinnen.
Die Fränkischen Nachrichten vom 15.11. schrieben in ihrem Beitrag zum Volkstrauertag: Die Welt, die Menschen, die Regierungen, die Mächtigen müssten erkennen, dass die alten Waffen, so modern sie
auch sein mögen, nicht mehr helfen würden. Gegen den Terrorismus und seine Wurzeln würden nur mehr Gerechtigkeit, gegenseitige Achtung, Menschenwürde, Verzicht auf die alleinige Weltherrschaft
eines Staates oder eine Staatengruppe, Verzicht auf weltweite Herrschaft eines Wirtschaftssystems oder einer Lebensweise helfen. Solche Weltherrschaft sei immer mit der Demütigung und
Erniedrigung der andern verbunden und werde so selbst zur Wurzel von neuem Terrorismus. Genau da werde die Bedeutung des Volkstrauertages ganz aktuell: Trauer um die Toten von damals stehe nicht
nur gegen das Vergessen der Opfer, sondern mache auch wachsam gegen jede Gewöhnung an Leid und Unrecht, gegen jede neue Gewöhnung an Krieg als Fonsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wir alle
wüssten um das Leid und den gewaltsamen Tod in der Geschichte und heute. Daraus wachse unser Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Ansonsten wäre der Volkstrauertag und unsere Beteiligung daran
nur eine billige Ausrede. Zur Mitte des Glaubens als Christen gehöre das Gedächtnis des Leidens und Sterbens Jesu. Wir könnten an das Kreuz Jesu nicht denken, wenn wir die anderen Kreuze der
Weltgeschichte, das verweigerte und abgebrochene Leben von Menschen ausblenden worden. Nur aus dem Gedächtnis der Leidenden wachse die Hoffnung auf Leben auch für die Opfer, wachse die Kraft, für
das Leben einzutreten, damit solche Opfer vermieden würden und Friede sich ausbreite, der auf Gerechtigkeit wachse und Menschenwürde für alle ermögliche. Ende Zitat Fränkische
Nachrichten.
Soldaten des Bundeswehrstandortes Walldürn, Reservisten der RK Walldürn und Feuerwehrmänner legten anschließend die Kränze der beiden örtlichen Kriegsopferverbände VdK und Sozialverband
Deutschland, des Verbandes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, der Stadt Walldürn und des Bundeswehrstandortes Walldürn zu Ehrender Im 1. und 2. Weltkrieg gefallenen Soldaten vor dem
Kriegerehrendenkmal auf dem Walldürner Friedhof nieder.
Bürgermeister Markus Günther erinnerte an unsere leidvolle Vergangenheit und an eine Geschichte von Angst und Tod. Die wiederholt sich bis heute immer und immer wieder an vielen Orten der Welt.
Abschließend dankte er allen, die diese Feier mitgestaltet haben. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von der Odenwälder Trachtenkapelle unter der Leitung von Meikel Dörr sowie vom
Männergesangverein „Frohsinn“ Walldürn unter der Leitung von Michael Wüst. Mit dem Abspielen der Nationalhymne durch die Trachtenkapelle klang die Feierstunde aus.
Text: Rainer Weiß/Bernd Stiglmeier